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„Die beste Zeit für den Neuanfang ist jetzt!“

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Foto: Interview

Welcher Beruf passt zu mir? Die Antwort ist für Hörgeschädigte oft nicht einfach. Wie man sie leichter finden kann und wer jetzt zum Elektriker umschulen sollte, erzählt Thorsten Schenk, Leiter Kundenservice an der SRH Berufliche Rehabilitation.

Herr Schenk, die Suche nach dem passenden Beruf ist ja oft schwierig, besonders bei gesundheitlichen Problemen. Was viele nicht wissen: Dafür gibt es eine offizielle Förderung. Wann lohnen sich solche Leistungen zur Teilhabe für Menschen mit Hörschädigung?

Thorsten Schenk: Sie lohnen sich immer dann, wenn die Arbeit aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen nicht mehr machbar ist. Zum Beispiel, wenn man nach Jahren im Beruf starke Rückenschmerzen hat. Dann kann berufliche Teilhabe dabei helfen, den Job zu finden, der zur eigenen Gesundheit passt. Eine Möglichkeit ist eine Umschulung an einem Berufsförderungswerk.

Welche Berufe eignen sich Ihrer Erfahrung nach besonders?

Hier gibt es keine pauschale Antwort. Für den richtigen Beruf sind die Fähigkeiten, Neigungen und Interessen wichtig. Entscheidend ist auch: Tut er meiner Gesundheit gut? Deshalb muss man mehrere Berufe testen. Wir nennen das ein Assessment: Vor einer neuen Ausbildung kann jeder die Anforderungen kennenlernen und erproben. Berufspädagogen, Mediziner, Psychologen und Sozialpädagogen geben ihre fachliche Einschätzung dazu.

Die SRH Berufliche Rehabilitation in Heidelberg hat sich darauf spezialisiert, Hörgeschädigte zu unterstützen. Wie sieht diese Unterstützung genau aus?

In Heidelberg lernen Menschen mit und ohne Hörschädigung gemeinsam. Inklusionspädagogen vermitteln die Unterrichtsinhalte in DGS und erstellen Mitschriften. Und das  „Kompetenzzentrum Hören und Kommunikation“ hat Ausbildungen entwickelt, die speziell für Hörgeschädigte interessant sind. Im Januar 2021 startet der „Elektroniker Fachrichtung Betriebstechnik“ und ab Juni 2021 bilden wir selbst „Inklusionspädagogen mit Schwerpunkt Deutsche Gebärdensprache“ aus.

Was genau macht ein „Inklusionspädagoge“?

Er unterstützt andere Hörgeschädigte bei der Kommunikation in der Welt der Hörenden. Indem er zum Beispiel für Hörgeschädigte während einer Ausbildung Unterrichtsinhalte in Gebärdensprache vermittelt. Inklusionspädagogen begleiten auch Schüler im Unterricht oder Kinder im Kindergarten.

Und warum ist der Beruf des Elektrikers für Hörgeschädigte interessant?

Hier könnten Hörgeschädigte, die nicht mehr so sehr körperlich arbeiten können, eine neue Perspektive finden. Die Tätigkeit ist körperlich nicht so anstrengend wie andere technische Berufe. Und Fachkräfte, die sich mit technischen Anlagen auskennen, sind gesucht! Deshalb hat die Ausbildung einen hohen Praxisanteil direkt im Unternehmen.

Wie komme ich denn an berufliche Teilhabe?

Wer im Beruf ist und merkt, dass es gesundheitlich nicht mehr geht, der macht vielleicht erst einmal eine medizinische Reha. Dort wird oft festgestellt, dass für ein gesundes Berufsleben Leistungen zur Teilhabe nötig sind. Das kann dann eine berufliche Neuorientierung sein. Generell muss der Antrag beim zuständigen Kostenträger vor Ort gestellt werden. Wenn Sie mehr als 15 Jahre gearbeitet haben, ist das in der Regel die Deutsche Rentenversicherung, ansonsten die Agentur für Arbeit. Infos dazu gibt es etwa bei der Initiative „2.Chance“ unter www.zweite-chance.info.

Warum kann man sich schon jetzt auf die neuen Ausbildungen bewerben?

Nach Jahren im Beruf wieder eine Ausbildung zu beginnen, ist oft eine große Umstellung. Dafür gibt es eine Berufsvorbereitung. Dort üben die Teilnehmer Lerntechniken, erfahren alles Wichtige über den Ablauf der Ausbildung und frischen ihr Wissen auf. Die nächsten Vorbereitungskurse starten im Herbst. Deshalb lohnt sich jetzt der Neuanfang!

Mehr zur neuen Ausbildung „Inklusionspädagoge mit Schwerpunkt DGS“ gibt’s am Infotag: 29. September 2020, 14.00 bis 16.00 Uhr, Bonhoefferstraße 6, 69123 Heidelberg und HIER.