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Die Sprache zurückholen - mit dem Smartphone

Die Worte liegen auf der Zunge, aber wollen nicht heraus. 400.000 Menschen in Deutschland müssen nach Unfall oder Schlaganfall wieder sprechen lernen. Wie moderne Medien helfen, zeigen Experten an der SRH Hochschule Heidelberg.

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Schnell ein Foto vom Wochenendausflug gemacht, ein Klick, schon ist es im ganzen Freundeskreis geteilt. Mobile Geräte und soziale Medien machen Kontaktpflege so einfach wie nie. Mathias Bayer möchte das auch. Doch dafür muss der 29-Jährige erst wieder Sprechen, Lesen und Schreiben lernen. Mathias hat Aphasie, das ist griechisch für „Verlust der Sprache“.

Nach einem Schlaganfall war das Sprachzentrum im Gehirn des 29-Jährigen so stark geschädigt, dass er nicht mehr sprechen konnte. Jährlich passiert das 80.000 Menschen in Deutschland, schätzen Experten. „Schlaganfälle unter Jüngeren nehmen zu. Bei Aphasie scheinen eine Ausbildung oder ein Beruf plötzlich unmöglich. Doch mit intensiver Sprachtherapie sind enorme Fortschritte möglich“, sagt Renate Rohde-Schweizer, Lehrlogopädin an der SRH Fachschule für Logopädie in Heidelberg.

Rohde-Schweizer unterstützt junge Aphasiker wie Mathias Beyer dabei, den Alltag mit ihrer Erkrankung zu meistern. Moderne Medien spielen in der Therapie eine immer größere Rolle: „Ziel ist, wieder am Leben teilnehmen zu können. Zusätzlich zum Sprechen ist für viele Patienten der Umgang mit PC und Smartphone wichtig, um das Schreiben von Mails zu üben oder in sozialen Netzwerken zu posten.“

Wie Programme oder Apps die Sprachfähigkeit verbessern können, zeigen Experten aus Therapie, Medizin und Forschung am Freitag (24. Juni) an der SRH Hochschule Heidelberg. Dr. Robert Darkow, Logopäde an der Charité Berlin, gibt einen Überblick zu den Chancen der neuen Medien. Ein neues Sprachtherapieprogramm für den PC stellt Dr. Jacqueline Stark vor, Aphasieforscherin aus Wien. Die Software bündelt die Erkenntnisse aus 40 Jahren Berufserfahrung. Die Veranstaltung steht allen Interessierten offen und ist für Logopäden als Fortbildung anerkannt.

Mathias Beyer absolviert derzeit eine Ausbildung zum Fachinformatiker am SRH Berufsförderungswerk Heidelberg. Sein größter Wunsch: „Ein Job als Programmierer im Web Development, also eigene Seiten fürs Internet zu erstellen.“ Dafür trainiert er weiter mit seiner Logopädin. Posten im Netz klappt schon sehr gut.

Terminhinweis:

Integration und Teilhabe bei Aphasie
„Unterstützung durch neue Medien“

Freitag, 24. Juni 2016, 10 Uhr
SRH Hochschule Heidelberg, Bonhoefferstraße 6, 69123 Heidelberg